Der Andere… Anderen kennenlernen… Mit dem Anderen zusammenleben…

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(Kolumne vom 27.06.2017)

Der Andere.

Der Fremde, der uns unbekannt ist.

Im Englischen heißt er „other“, im Deutschen „andere“ oder „fremd“.

Soziologisch gesehen können wir ihn als einen Menschen/eine Gemeinschaft beschreiben, der/die nicht Teil der gelebten Kultur ist.

Auch wenn es philosophisch klingt, ist die allgemeinste Bedeutung des Anderen: alles, was außerhalb von MIR oder UNS liegt.

Was wir Leben nennen, ist eigentlich das Bestreben des Menschen, das außerhalb seines ICHS liegende kennenzulernen und mit ihm oder ihnen zu leben.

Wenn es Probleme gibt, wenn das Ich mit dem Anderen/den Anderen zusammenlebt, kommt es zu Streit und Krieg.

Auch in der Schöpfung des Menschen war es eigentlich immer das Ziel, mit dem Anderen zu leben.

Vielleicht hat der Schöpfer, als er den Menschen erschuf, ihm deshalb von seinem eigenen Geist eingehaucht, damit er sich nicht als andersartig betrachtet. (Secde, 9)

Der Mensch sucht dank dieses Wesenskerns/Teils in seinem Inneren nach dem Ganzen. Daraus resultiert auch das Streben des Menschen nach Glück. Der Wunsch, dieses Ganze zu erreichen.

Dieser Wesenskern im Menschen findet erst dann Ruhe und Zufriedenheit, wenn er an seinen Schöpfer denkt. (Rad, 28)

Nach seiner Geburt sieht der Mensch seine Eltern nicht als Fremde, denn in ihnen findet er sich selbst.

Die erste Begegnung mit dem Anderen beginnt, wenn er einen Bruder oder eine Schwester bekommt.

Er will sein Spielzeug nicht teilen, es kommt zu Streitigkeiten. Denn auch wenn es sein Bruder oder seine Schwester ist, ist es für ihn ein Anderer.

Sie alle haben das sicher schon beobachtet: Wenn kleine Kinder mit ihren Geschwistern streiten oder sich prügeln, greift die Mutter sofort ein und sagt: „Das darfst du nicht, er ist doch dein Bruder.“

Dieser Satz dient dazu, dass der Mensch beim ersten Zusammentreffen mit dem Anderen lernt, dass er mit ihm leben muss.

Manchmal versöhnt man sich mit dem Anderen, manchmal kommt es nie zu einer Versöhnung, und auch wenn sie erwachsen werden, wird dieser Satz immer wieder gesagt: „Wir sind zwar Geschwister, aber wir kommen aus verschiedenen Welten“ oder „Die Finger einer Hand sind nicht gleich“.

Sie wachsen im selben Haus und in derselben Kultur auf, aber manchmal sind die Unterschiede sehr groß.

Dann sagen sie als Erwachsene: „Die fünf Finger einer Hand sind nicht gleich, wir müssen nicht gleich denken.“

Aus diesem Grund ist die Existenz des Anderen eine Notwendigkeit des Lebens.

Der Schöpfer möchte im Grunde genommen, dass der Mensch mit dem Anderen zusammenleben kann.

Wenn Probleme mit dem Anderen auftreten, sendet er dem Menschen Offenbarungen und Bücher.

Der Andere wird im späteren Leben zum Freund und später zum Ehepartner.

Durch die Ehe lernt der Mensch erneut, mit dem Anderen zu leben. Selbst wenn man von einem Seelenverwandten spricht, gibt es immer einen Anderen.

Man gewöhnt sich daran, mit dem Anderen zu schlafen. Man gewöhnt sich daran, den Tag mit dem Anderen zu verbringen.

Mit der Ankunft der Flüchtlinge in Deutschland ist das Thema „Leben mit dem Anderen” noch viel aktueller geworden. An Universitäten und in Stadtverwaltungen wird zunehmend zu diesem Thema geforscht.

Zuerst geht es darum, die Flüchtlinge kennenzulernen, dann die Migranten und schließlich auch die Generationen mit Migrationshintergrund, auch wenn sie deutsche Staatsbürger sind.

Diese Forschungen und die daraus resultierenden Projekte dienen der Schaffung einer gesünderen sozialen Struktur.

Denn der Mensch sieht den Anderen als den Anderen.

Die Voraussetzung dafür, mit ihm leben zu können, ist, ihn kennenzulernen.

Wie wir eingangs gesagt haben, ist das Erste, was uns als Kinder zu Hause beigebracht wird, wenn wir uns streiten: „Er ist dein Bruder“.

Mütter wissen das.

Mütter möchten zu Hause ein friedliches, gesundes soziales Gefüge schaffen und definieren den Anderen.

Diese Definition ist aufrichtig, ehrlich, frei von Hintergedanken und ein höchst menschliches Verhalten.

In gewisser Weise ist es das, was der Staat, die Universitäten und die Stadtverwaltungen erreichen wollen.

Den anderen kennenlernen.

Sie alle haben das schon erlebt. Wenn Sie jemanden haben, den Sie sehr mögen, der aber einer Religion oder einer ethnischen Gruppe angehört, die Sie nicht mögen, sagen Sie sofort: „Eigentlich mag ich … überhaupt nicht, aber er ist anders.“

Eigentlich ist er nicht anders, Sie haben nur diese Person kennengelernt.

Wenn man den Anderen kennenlernt, ändert sich die Situation.

In einem fremden Land erlebt man das noch häufiger. Man mag die Menschen des Landes, in dem man sich befindet, nicht. Aber man hat einen Freund aus diesem Land, man lernt ihn kennen, man wird vertraut.

Diese Person erscheint einem nun nicht mehr wie jemand aus diesem Land.

Warum?

Weil Sie es kennen.

Je besser man sich kennt, desto mehr Gemeinsamkeiten entdeckt man.

Der dänische Fernsehsender TV 2 hat ein aus soziologischer Sicht sehr interessantes und ebenso wichtiges Experiment durchgeführt und ausgestrahlt.

Sie haben sicher auch schon die offensichtlichsten Beispiele dafür gesehen, wie man den Anderen kennenlernt und mit ihm in Kontakt tritt.

Wenn man sich die Ereignisse in der Türkei ansieht, denkt man noch mehr darüber nach.

Warum ist der Andere, der kein Anderer ist, zum anderen geworden?

In Europa führen Menschen, die nicht dieselbe Muttersprache sprechen, nicht in derselben Region aufgewachsen sind und nicht einmal denselben Geschmack haben, Projekte und Forschungen durch, um den Anderen kennenzulernen. Warum versuchen Menschen in unserem Land, die keine Anderen sind, einander als Andere zu sehen?

Ja, versuchen, sie als andersartig zu sehen. Denn eigentlich sind sie nicht andersartig.

Warum diese Andersartigkeit?

Wer profitiert von dieser Andersartigkeit?

Mauern, die errichtet wurden, um das Kennenlernen des Anderen zu verhindern.

Wenn man den Anderen kennenlernt, wird man verstehen, dass er eigentlich nicht andersartig ist, aber wer verhindert das?

Dabei haben wir das doch schon als Kinder zu Hause gelernt.

Die Menschen in der Türkei wollen glücklich sein, ebenso wie die Menschen in Deutschland, in den USA und in der arabischen Welt.

Ist es so schwer, Gemeinsamkeiten zu finden?

Wenn Menschen verletzt werden, fließt aus ihren Körpern rotes Blut.

Niemandes Blut hat eine andere Farbe. Aber denken Sie nur an den berühmten Ausdruck, der selbst dies verwässert: „verfälschtes Blut“.

Schon dieser Ausdruck reicht aus, um andere auszugrenzen.

Ein schlechter Blutzustand wird als Leukämie bezeichnet und ist eine Krankheit.

Vergessen wir nicht, dass der erste, der andere ausgrenzt und mit der Diskriminierung beginnt, der Teufel ist:

„Du hast mich aus Feuer erschaffen, ihn aber aus Lehm“ (Araf, 12; Sad, 76)

Nicht nur die Türkei, sondern die gesamte Menschheit muss „den Anderen“ erkennen und mit ihm leben können.

Der Erfolg des Populismus basiert auf Ausgrenzung.

Diejenigen, die durch Spaltung Erfolg haben, dienen dem Teufel, egal wer sie sind…

Bleiben Sie mit Liebe und Wissen…

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Sinan Eskicioğlu
Sinan Eskicioğlu kimdir? (Deutsche Version, Unten) 1974 İzmir’de dünyaya geldi. Agah Efendi İlkokulu’nda eğitim hayatına başladı. İzmir İmam Hatip Lisesi’ni bitirdikten sonra ÖSYM sınavlarında Dokuz Eylül Üniversitesi İlahiyat Fakültesi’ni kazandı. Kelam dalında ‘Allah’ın iradesi ve Nedensellik Problemi’ isimli bitirme teziyle, gecikmeli olarak 2000 yılında üniversiteden mezun oldu. 28 Şubat sürecinin etkisiyle İlahiyat fakültesi mezunlarının öğretmen yapılmaması yüzünden 2002 yılına kadar ticaretle ilgilendi. 2002 yılında D.E.Ü. İlahiyat Fakültesi’nde Din Felsefesi dalında yüksek lisansa başladı. Aynı yıl yüksek lisans programını yarıda bırakıp Almanya’ya gitti. Almanya’da Diyanet’e bağlı çeşitli camilerde eğitmenlik ve öğretmenlik yaptı. Duisburg-Essen Üniversitesi Sosyal işler ve yöneticilik bölümünde eğitim aldı. 2007-2011 yılları arasında IGMG (Avrupa Milli Görüş)’de Düsseldorf Bölgesi Eğitim Merkezi müdürlüğü ve bölge eğitmeni olarak çalıştı. 2011-2013 yılları arasında Osnabrück Üniversitesi Protestan Mezhebi bölümünde eğitimine devam etti. 2016 yılından itibaren Ocak Medya gazetesinde köşe yazarlığı yapmaktadır. 2020 yılında gazetenin genel yayın yönetmenliğini üstlenen yazar Almanca, İngilizce bilmektedir. şimdiye kadar yayınlanmış olan yedi kitabı vardır. Yok Edin İnsanın İnsana Kulluğunu- Kişiselleştirilmiş İslam, Zeytin Ağacı (Roman), Katar istanbul, Müslüman Kardeşlerden Ak Parti’ye İslamcılık., Tarihteki Dindar Zalimler. İbn Sina, İbn Haldun......... Wer ist Sinan Eskicioğlu? Er wurde 1974 in Izmir geboren. Seine schulische Laufbahn begann er an der Agah Efendi Grundschule. Nach seinem Abschluss an der Izmir İmam Hatip High School bestand er die ÖSYM-Prüfungen und wurde an der Theologischen Fakultät der Dokuz Eylül Universität zugelassen. Mit seiner Abschlussarbeit im Fachbereich Theologie mit dem Titel „Allahs Wille und das Problem der Kausalität” schloss er sein Studium im Jahr 2000 mit einiger Verspätung ab. Aufgrund der Auswirkungen des 28. Februar-Prozesses, durch den Absolventen der Theologischen Fakultät keine Lehrstellen erhielten, beschäftigte er sich bis 2002 mit Handel. Im Jahr 2002 begann er ein Masterstudium im Fach Religionsphilosophie an der Theologischen Fakultät der D.E.Ü. Im selben Jahr brach er sein Masterstudium ab und ging nach Deutschland. In Deutschland war er als Ausbilder und Lehrer in verschiedenen Moscheen tätig, die der Diyanet unterstehen. Er studierte Sozialarbeit und Management an der Universität Duisburg-Essen. Von 2007 bis 2011 war er als Direktor des Bildungszentrums der IGMG (Europäische Nationale Sichtweise) in Düsseldorf und als Regionalausbilder tätig. Von 2011 bis 2013 setzte er seine Ausbildung an der Universität Osnabrück im Fachbereich Protestantische Theologie fort. Seit 2016 ist er Kolumnist bei der Zeitung Ocak Medya. Seit 2020 ist er Chefredakteur der Zeitung. Der Autor spricht Deutsch und Englisch. Bislang hat er sieben Bücher veröffentlicht. Yok Edin İnsanın İnsana Kulluğunu- Kişiselleştirilmiş İslam (Beende die Versklavung des Menschen durch den Menschen – Personalisierter Islam), Zeytin Ağacı (Roman) (Der Olivenbaum), Katar istanbul (Katar Istanbul), Müslüman Kardeşlerden Ak Parti’ye İslamcılık (Von den Muslimbrüdern zur AKP – Islamismus), Tarihteki Dindar Zalimler (Religiöse Tyrannen in der Geschichte). İbn Sina, İbn Haldun